Historie

150 Jahre Liederkranz Bad Schussenried

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Der Liederkranz wurde vor 150 Jahren anno 1859 gegründet. Sechzehn sangeslustige Schussenrieder Herren folgten dem Beispiel anderer Gemeinden und bildeten eine Chorgemeinschaft. Der erste Dirigent war Eduard Stehle, damals Lehrgehilfe, später ein berühmter Komponist und gefeierter Domkapellmeister in St. Gallen. In den folgenden Jahren erreichte der Liederkranz besondere Höhepunkte, wenn sich ein überdurchschnittlicher Dirigent engagierte. Ihre Bemühungen sollten dankbar anerkannt werden. Der Chor konnte unter Eduard Stehle außer volkstümlichen Weisen auch kleine Operetten und Singspiele aufführen. Eine besondere Wertschätzung zeigte der Liederkranz dem Komponisten Conradin Kreutzer gegenüber, seine Musik wurde fast zum Stammprogramm des Männerchores. Unvergessen bei den Sängern und auch bei der ganzen Bevölkerung Schussenrieds ist der Musiker Albert Uhl, der als Komponist, Chor- und Orchesterleiter im ganzen Oberland bekannt war. Er wurde am 08.12.1859 geboren, also im Gründungsjahr des Liederkranzes Bad Schussenried. Von 1888 – 1894 und wiederum von 1901 – 1907 war er Chorleiter und von 1901 – 1903 war er zugleich Vorstand beim Liederkranz.

Oberlehrer Blasius Erler, Dirigent des Männerchores im Jahre 1907, war gleichzeitig Leiter des Frauenchores der damaligen Königlichen Heilanstalt Schussenried. Daher kam es immer wieder zu gemeinsamen Auftritten. Der 1. und 2. Weltkrieg brachte schwierige Zeiten mit sich, doch Blasius Erler gelang es trotzdem die beiden Chöre mit großer Hingabe zu betreuen. Im Jahr 1955 kamen große Veränderungen für den Männerchor. Max Weishaupt, ein hervorragender Chorsänger und Solist wurde zum 1. Vorstand gewählt, diese Vorstandschaft sollte 20 Jahre dauern. Mit dem neuen Chorleiter Eugen Strahl wurde dem ständigen Dirigentenwechsel ein Ende gesetzt. Er kümmerte sich in hervorragender Weise um den Männer- und um den Frauenchor und immer häufiger wurde daraus ein gemischter Chor. Dies waren gute Voraussetzungen für eine stetige Aufwärtsentwicklung. Im Juni 1960 konnte der Liederkranz mit einem dreitägigen Sängerfest sein 100jähriges Jubiläum feiern und bereitete unter der Leitung von Eugen Strahl ein musikalisches Feuerwerk auf höchstem Niveau. 32 Chöre von nah und fern gestalteten das Programm mit. In diesem Rahmen konnte der Chor die von Theodor Heuss gestiftete Zelterplakette entgegennehmen.

Inzwischen ist aus Schussenried eine Kur- und Badestadt geworden. Regelmäßige Auftritte bei Kurkonzerten und Liederabenden wurden für den Liederkranz selbstverständlich. Das bedeutete wesentlich mehr Engagement beim Chorleiter und bei den Chormitgliedern, jedoch der Erfolg und die Freude am Singen wog das wieder auf. Erneut erfolgten große Veränderungen im Jahr 1978. Kurverwalter Eugen Strahl legte, wegen zunehmender beruflicher Tätigkeiten, sein Dirigenten-Amt nach 23 Jahren nieder. Sein Nachfolger wurde Kapellmeister Wolfgang Schmid, der mit viel Elan einen Kinderchor gründete. Ein hochkarätiges Kirchenkonzert, die Aufführung der Theresienmesse von Joseph Haydn, war eine neue Herausforderung für die Sänger. Es folgten Konzerte mit dem Campanella-Chor Aulendorf, mit dem Oberschwäbischen Kammerorchester und ein Festkonzert zum 200. Geburtstag von Conradin Kreutzer im Jahre 1980. Der Liederkranz Bad Schussenried feierte am 20.09.1984 sein 125jähriges Jubiläum mit einem Festkonzert im Bibliothekssaal. Mitwirkende waren außer dem Jubilar, Chor und Orchester der Campanella Aulendorf, sowie der Sängerkranz Winterstettenstadt. Die Gesamtleitung hatte Wolfgang Schmid.

Zur 100. Gauversammlung des Oberschwabengaus im April 1985 wurde Max Weishaupt die Goldene Ehrennadel mit Schleife, die höchste Auszeichnung des Deutschen Sängerbundes, verliehen. Er war 60 Jahre aktiver Sänger, davon 4 Jahre Schriftführer und 20 Jahre 1.Vorstand. Kapellmeister Wolfgang Schmid beendete 1985 seine 7jährige Chorleitertätigkeit. Musikdirektor Thomas Schultheis, Dirigent der Stadtkapelle, wurde sein Nachfolger. Der Jugendchor nahm unter seiner Leitung am Jugendchortag in Ertingen teil. Trotz Chorleiterwechsel konnten die jungen Sängerinnen und Sänger an die Erfolge der vergangenen Jahre anknüpfen. Das Gebet aus dem Freischütz und der Song „Let it be“, beides eher leise Stücke, wurden in der Kritik der „Schwäbischen Zeitung“ ganz besonders gelobt. (Foto 1) Wie schon ein Jahr zuvor fand auch 1987 ein Weinfest statt. Mit dem Männerchor, dem Jugendchor und dem Gemischten Chor standen ca. 50 Sängerinnen und Sänger auf der Bühne im Kursaal der Stadthalle. Der Männerchor sang „Aus der Traube in die Tonne“, der Jugendchor „Sound of Silence“ und Eugen Strahl glänzte mit einem Soloauftritt. Weil das Weinfest so ein Erfolg war, gab es in den folgenden Jahren Wiederholungen.

Bei der Generalversammlung im Jahr 1990 wurde Max Weishaupt für 65 Jahre und Eugen Strahl für 40 Jahre Sängertätigkeit geehrt. Eugen Strahl erhielt die Silberne Ehrennadel vom Schwäbischen Sängerbund. Er war 23 Jahre Chorleiter und steht dem Chor auch weiterhin als ehrenamtlicher Dirigent zur Verfügung.

Am 03.11.1991 gestaltete der Chor unter Thomas Schultheis am „Uhlstein“ eine Gedenkfeier für den vor 75 Jahren verstorbenen Albert Uhl. Anlass dieser Feierstunde war auch die Verschönerung des Uhlsteinplatzes im Zellerseewald. Es wurden einige „Nette Liadla“ gesungen und Hugo Steib beschrieb das Leben dieses Vollblutmusikanten. Der Liederkranz Bad Schussenried hat es übernommen, das Gedenken dieses hervorragenden Musikers wach zu halten.

Im Jahr darauf nahm der Chor am Wertungssingen in Ochsenhausen teil. Der Chorleiter, Thomas Schultheis hatte die Sänger gut vorbereitet. Für die drei vorgetragenen Werke gab es die Gesamtnote „sehr gut“. Am 11.04.1993 wurde, wie schon im Jahre 1990 ein Osterkonzert mit der Stadtkapelle gegeben. 1990 wurde der „Gefangenenchor“ aus der Oper „Nabucco“ einstudiert und 1993 der „Chor der seligen Geister“ von Chr. Willb. Gluck. Beides stellte hohe Ansprüche an die Sänger aber dennoch, oder gerade deshalb, machte es allen Freude. Im August 1993 gab Thomas Schultheis den Dirigentenstab ab und stellte sich in die Reihen der Sänger. Als neuen Dirigenten konnte DKM Matthias Wolf gewonnen werden. Die ersten Chorproben waren von Stimmschulung und Konditionstraining, aber auch von herzlichem Humor geprägt.

Bei der ordentlichen Gauversammlung in Mittelbiberach im Jahre 1994 wurde Hugo Steib mit der Silbernen Ehrennadel geehrt. Er war über 40 Jahre Sänger und viele Jahre Schriftführer und 2. Vorsitzender gewesen. Am 4. Juni gestaltete der Chor den Gottesdienst zur Goldenen Hochzeit von Eugen und Pia Strahl mit schönen sakralen Chorstücken. Bei der 132. Jahreshauptversammlung im folgenden Jahr wurde Max Weishaupt für 70 Jahre Sängertätigkeit geehrt.

Ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte stellt ganz sicher das Konzert in der St. Magnuskirche am 12.11.1995 dar. Die Schwäbische Zeitung beglückwünschte Dekanatskirchenmusiker (DKM) Matthias Wolf und Stadtmusikdirektor Thomas Schultheis, dass es ihnen gelungen war zwei gemischte Chöre und die Stadtkapelle zu einem Konzert zusammen zu führen. Der Höhepunkt war „Maranatha“, eine Kantate von Manfred Schneider für gemischten Chor und großes Blasorchester. Hier vereinigten sich der Liederkranz, der Kirchenchor und die Stadtkapelle zu einem großartigen Klangkörper, der dieses herrliche Werk zu einem ergreifenden Erlebnis werden ließ. Ein nicht enden wollender Applaus war der Dank der begeisterten Zuhörer.

Im Jahre 1999 strich die Stadt Bad Schussenried alle finanziellen Zuschüsse für die Vereine. Da gleichzeitig die Lieder- und Gästeabende reduziert wurden, waren auch hier wenig Einnahmen zu erwarten. Simone Müller gab für Dezember das Ende ihrer 8jährigen Arbeit mit dem Kinderchor bekannt. All dies waren traurige Momente für den Liederkranz, jedoch die Begeisterung am Singen ließ deshalb nicht nach. Noch im selben Jahr fuhr man nach Ulm, um beim Chorfest des Schwäbischen Sängerbundes mit 300 anderen Chören und 25 000 anderen Sängern drei Tage musikalisch zu gestalten.

Anlässlich des 140jährigen Bestehens des Liederkranzes und dem 150. Todestag von Conradin Kreutzer wurde im Oktober 1999 ein Chor- und Orchester-Jubiläumskonzert unter der Leitung von Matthias Wolf im Bibliotheksaal aufgeführt. Die Kinderchöre Reichenbach und Bad Schussenried, betreut von Simone Müller, gaben, zum großen Bedauern aller, ihre Abschiedsvorstellung. Im Jahr 2000 wurden Rudi Klaiber und Hugo Steib mit der goldenen Ehrennadel für 50 Jahre Sängertätigkeit geehrt.

Im Mai desselben Jahres versammelte sich der Männerchor an der Schussenquelle. Dort wurde das Lied „Mein Heimattal“ von Albert Uhl vom Südwestfunk aufgenommen und am 31.05.2000 im Fernsehen gesendet.

Als das ZfP Bad Schussenried sein 125jähriges Jubiläum feierte, wurde Albert Uhl das Jubiläumskonzert gewidmet, da er von 1886 – 1916 Lehrer an der damaligen Königlichen Heilanstalt Schussenrieds war. Der Liederkranz unter der Leitung von Matthias Wolf sang Chorwerke Uhls und den Sängern machte es große Freude in historischer Kleidung aufzutreten. Gelegenheitsgedichte, wie Albert Uhl sie selber nannte, und Klavierstücke wurden von Martina Leidig und Matthias Wolf zur Aufführung gebracht.

Das Regionssingen in Bad Schussenried war der Höhepunkt im Jahre 2003. Der Liederkranz hatte die Veranstaltung perfekt organisiert. Es kamen viele Chöre aus der Region und der neu gegründete Kinderchor, die „Schussenspatzen“ hatten ihren ersten Auftritt unter Alexandra Jackel.

Im Dezember 2003 legte der Chorleiter Matthias Wolf nach 10 Jahren sein Amt als Dirigent nieder. Er hinterließ eine große Lücke, die so schnell nicht zu füllen war. Beim Tag der offenen Tür im „Abt Siard Haus“ sprang freundlicherweise Thomas Schultheis als Dirigent ein. Herbert Sitzmann und Dr. Horst Hannemann wurde im Jahr 2004 die Goldene Ehrennadel für 50 Jahre Sängertätigkeit überreicht.

Endlich im Februar 2005 konnte der Liederkranz mit der neuen Chorleiterin Dorotheé Ruoff so richtig durchstarten, da man mit der jungen Chorleiterin hoffte, neue Sänger zu gewinnen. Im selben Jahr hat sich leider der Kinderchor aufgelöst. Das Frühlingskonzert im Mai 2007 mit Dorotheé Ruoff war ein schöner Erfolg. Gemeinsam mit dem Liederkranz Altshausen machte die Programmgestaltung viel Freude. Leider erkrankte Frau Ruoff, doch Werner Pankoke konnte als Vertretung gewonnen werden. Am 02.04.2008 hat er dann ganz die Leitung des Chores übernommen. Es folgte das Herbstkonzert unter dem Motto „Klänge der Freude“ mit dem Liederkranz Bad Schussenried, dem Liederkranz Renhardsweiler, dem Pop Chor und dem Frauenchor in der Stadthalle.

Bei der Jahreshauptversammlung wurde Eugen Strahl als Ehrenchorleiter für 23 Jahre Dirigententätigkeit ausgezeichnet. Heribert Gnann wurde Ehrenvorsitzender, denn er war ebenfalls 23 Jahre im Amt.

150 Jahre Liederkranz, aus diesem Anlass wurde der Oberschwäbische Chorverband am 14.03.2009 in die Stadthalle von Bad Schussenried eingeladen. Die Sängerinnen übernahmen die Bewirtung mit selbst gebackenem Kuchen.

Der Rückblick auf die letzten Jahre zeigt viele Veranstaltungen, die jedes Jahr stattfanden. So zum Beispiel Frühlingsfeste, Herbstfeste, Weihnachtsfeiern und Stammtische. Auch feierte der Chor Fasnet, machte Radtouren und hatte schöne, mehrtägige Ausflüge z.B. nach Prag, Köln-Bonn, Bamberg und sogar nach Berlin ging die Reise.

Isis